human

So noch eine Woche und es geht wieder ab nach Hause.
War dann fast 6 Wochen hier.
Auf der einen Seite freu ich mich auf zuhause, mein Bett (mein schönes breiteres Bett, bei dem ich nicht ständig Angst haben muss, wenn ich mich drehe, rauszufallen), meine Familie, meine Freunde, mein Hund <3,...
Aber auf der anderen Seite fühl ich mich hier verdammt wohl. Hier ist alles so schön rollstuhlgerecht. Also zumindest im Gebäude selbst. Mein Zimmer (hier gibt's zum Glück nur Einzelzimmer!! Keine schnarchenden Omas im neben Bett, nur ein schwerhöriger Opa neben meinem Zimmer, der den ganzen Tag am telefonieren ist.......).
Ich brauch unbedingt auch eine rollstuhlgerechte Wohnung. Wir haben zwar zuhause umgebaut, aber nur das nötigste und da unser Haus schon mehr als 100 Jahre alt ist, kann man recht viel mehr nicht rausholen. Es ist einfach ein geiles Gefühl selbst das Fenster auf und zu machen zu können, sich beim Zähneputzen im Spiegel zu sehen und selbst essen aus dem Kühlschrank holen zu können. Das klingt wahrscheinlich für euch selbstverständlich, aber für mich ist es alles andere als das. Das bedeutet hier so viel Selbstständigkeit! Wenns mir hier im Zimmer zu stickig wird, mach ich das Fenster auf, wirds mir zu kalt mach ich es zu. Ich muss nicht warten, bis jemand kommt und ihn nerven und mir helfen lassen. ICH kann es selbst aufmachen. Das ist so viel Freiheit. Ein Fenster aufzumachen
Ich hoffe einfach ich hab irgendwann genug Geld mir eine schöne, rollstuhlgerechte Bude zu kaufen. Bin ja leider kein BG-Fall und auch nicht live im TV verunglückt...





Aber nicht nur das rollstuhlgerechte ist hier so toll. Auch die Leute. Mit Rollsuhlfahreren ist es komplett anders als mit Fußgängern. Viel angenehmer, jemand zu haben mit dem man sich auf Augenhöhe unterhalten kann(wortwörtlich).
Die wissen was los ist, was abgeht, man kann sich austauschen, man weiß, dass der gegenüber nicht verunsichert ist durch den Rollstuhl und man wird einfach als Mensch gesehen.
Denn egal wie offen jemand ist, Menschen haben einfach ein Problem mit dem Rollstuhl. Unsicherheit, werden nervös, man merkt wie ihr unter Druck steht und so krampfhaft versucht euch normal zu verhalten, nichts falsch zu machen.
Man wird hier ganz anders wahrgenommen. Keiner versucht krampfhaft nicht auf den Rollstuhl zu schauen, hier wandert meistens der erste Blick auf den Rollstuhl, der wird ausgecheckt 'ah cool der Helium, den hatte ich auch mal! Bist du mit dem zufrieden?'
Hier wirst du blöd angeschaut, wenn du ohne Rollstuhl kommst. Hier ist keiner, der dich mitleidig anschaut. Hier wird nicht gesagt 'wow, krass dass du das trotz Rollstuhl gemacht hast', hier wird gesagt 'ok, toll, hab ich auch gemacht'.
Sich wieder als Mensch zu fühlen und als Mensch behandelt zu werden ist Gold wert.

Kommentare

  1. ...fühlte mich gerade ertappt, denn ich gehöre auch zu denen, die krampfhaft nicht auf den Rollstuhl schauen, wenn ihnen einer begegnet. Es gibt so viele Situationen im Leben, wo man krampfhaft versucht irgendein Verhalten zu vermeiden was nicht 100-prozentig politisch korrekt sein könnte - dabei sind wahrscheinlich alle zufrieden wenn man authentisch ist und jeden ganz normal behandelt. Habe gerade etwas gelernt! Grüße, Rod

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  2. Wir hatten in der Schule in diesem Jahr ein Mini-Rollstuhl-Basketball-Turnier, und das Interessanteste für die sechs Lehrer bei ihrer gnadenlosen Niederlage gegen ein 3er-Team der Rollis war die Erkenntnis, nicht sagen zu können, wer von den dreien wie sehr tatsächlich auf den Rollstuhl angewiesen war (einer gar nicht, die anderen beiden absolut). Hoher Spaß, hoher Lernfaktor, hoffentlich ein Schritt zur wie auch immer gearteten Normalität.

    Lieben Gruß
    Andreas

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  3. Kenne ich mit der Augenhöhe. Allerdings muss ich sagen verfluche ich meine Querschnittlähmung nicht mehr. Seltsamer weise bin ich Glücklicher als zu vor. Mein Altes leben will ich nicht zurück.

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